Pressemitteilung Nr. 140/04, 23.07.2004

Teilnahme des CDU-Kreistags-Fraktionsvorsitzenden an SS-Veteranentreffen von polnischer Seite scharf kritisiert

Polnischer Landrat: "Einfluss solcher Personen auf die Politik auf ein Minimum reduzieren!“

Romankiewicz fordert von Friese entsprechende Schritte

In Kenntnis der inzwischen auch im polnischen Nachbarkreis öffentlich gewordenen Teilnahme des CDU-Kreistags-Fraktionsvorsitzenden und ehemaligen Bürgermeisters der Stadt Spremberg, Egon Wochatz, an einem Treffen von SS-Veteranen Anfang Juni in Spremberg hat den Landrat des Landkreises Spree-Neiße, Dieter Friese, gestern ein Schreiben seines Amtskollegen aus dem Partnerkreis Zielona Góra erreicht. Darin zeigt sich Landrat Krzysztof Romankiewicz beunruhigt, dass „während der vom Landkreis Spree-Neiße durchgeführten 4. Internationalen Folklorelawine (...) gleichzeitig ein Treffen ehemaliger Angehöriger einer SS-Division“ stattgefunden habe, „an dem (...) der Fraktionsvorsitzende der Partei der CDU in Ihrem Kreistag teilnahm“. Romankiewicz erinnert seinen Amtskollegen Dieter Friese daran, „dass unsere beiden Landkreise seit dem 1. Oktober 2002 ein Partnerschaftsvertrag verbindet, der auf der Basis gegenseitigen Vertrauens und Achtung basiert“. Weiter heißt es in dem Schreiben: „ ... dass in der Zeit des 2. Weltkrieges Millionen Polen durch die Einheiten der SS und der Wehrmacht umgebracht wurden. Besonders bedrückend ist für mich, dass das Treffen der ehemaligen SS-Mitglieder und die Teilnahme des Fraktionsvorsitzenden der CDU an einem Tag stattgefunden (haben), an dem vor 60 Jahren auch polnische Truppen in der Normandie landeten und einen hohen Preis (bezahlten), indem sie eigenes Blut (....) für die Befreiung Europas vergossen haben.“

Vor diesem geschichtlichen Hintergrund, so Romankiewicz, sei der sensible Aufbau guter polnisch-deutscher Beziehungen für eine gemeinsame Zukunft von großer Bedeutung. „Daher ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass trotz der Vorkenntnisse der Vorsitzende der Fraktion der CDU und ihm ähnliche Personen hohe soziale Funktionen bekleiden und damit einen Einfluss auf unsere gut funktionierende Zusammenarbeit haben.“


Friese beschämt und verärgert

Landrat Dieter Friese zeigte sich heute beschämt und verärgert gegenüber der Presse: „Es ist unfassbar, was Herr Wochatz dem Landkreis mit seiner Geisteshaltung und seinem unüberlegten Handeln angetan hat! Viele Menschen in unserem Kreis mühen sich darum, nach Jahren ‚freundlicher Zurückhaltung’ wieder ein ehrliches und herzliches Miteinander mit den polnischen Nachbarn aufzubauen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende hat mit seinem Verhalten nicht nur unsere Nachbarn schockiert, sondern auch all jene Mitstreiter in der Region, die an einem friedlichen, grenzüberschreitenden Zusammenleben zwischen Polen und Deutschen interessiert sind!“

Insofern könne Friese das Entsetzen Romankiewicz’ durchaus verstehen, der seinerseits vom Spree-Neiße-Landrat forderte, den „Einfluss solcher Personen auf die Gestaltung der Politik und der gemeinsamen Beziehungen auf ein Minimum“ zu reduzieren. Friese, der seinen Amtskollegen über die „unternommenen Schritte informieren“ solle, fordert deshalb nochmals mit Nachdruck den Rückzug Wochatz’ aus der Kreispolitik. Friese abschließend: „Selbst das kann nur noch eine Schadensbegrenzung sein; der Ruf unseres Kreises im Ausland bleibt durch Wochatz auf Dauer geschädigt!“


Jana Weber, Pressesprecherin des Landkreises Spree-Neiße
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