Pressemitteilung Nr. 264/2025, 17.11.2025

Brückenschlag zwischen kulturellem Erbe und wirtschaftlicher Entwicklung

Ministerin Schüle präsentiert gemeinsam mit LEAG-Vorstandschef Roesch, Spree-Neiße-Landrat Altekrüger und Landeskonservator Drachenberg den Vertrag zum Umgang mit Denkmalschutzfragen bei Anlagen und Standorten der LEAG:
 
Lausitzer Industrieanlagen unter Denkmalschutz: In Potsdam haben heute in Anwesenheit von Kulturministerin Dr. Manja Schüle der Vorstandsvorsitzende der Lausitz Energie Kraftwerke AG / Lausitz Energie Bergbau AG, Adi Roesch, sowie Harald Altekrüger, Landrat des Landkreises Spree-Neiße, und Prof. Dr. Thomas Drachenberg, Landeskonservator und stellvertretender Direktor des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseums, einen öffentlich-rechtlichen Vertrag zu Denkmalschutzfragen dreier historischer, noch produzierender Industrieanlagen unterzeichnet. Der Vertrag wird auf unbestimmte Zeit geschlossen und enthält unter anderem Vereinbarungen zu den Themen Betrieb, Umbau, Instandhaltung und Transformation. Hintergrund der Vereinbarung ist der Eintrag des Kraftwerks Jänschwalde und der Brikettfabrik Mitte sowie eines Eimerkettenbaggers im Braunkohlentagebau Welzow-Süd (alle Landkreis Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa) in die Denkmalliste des Landes Brandenburg im Frühjahr 2025.
 
Kulturministerin Dr. Manja Schüle: „Kohleabbau und Energieproduktion haben die Lausitz lange geprägt und prägen sie bis heute. Sie sind ein wichtiger Teil unserer gemeinsamen Geschichte und Identität in Brandenburg. So beeindruckend die neuen Seen und Erholungsgebiete sind: Mir ist wichtig, dass auch nach dem Ende des Braunkohleabbaus die wichtigsten und repräsentativsten Zeugnisse dieser Epoche erhalten bleiben. Das ist auch ein Ausdruck der Wertschätzung und, wenn man das etwas pathetisch sagen darf, der Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die in der Lausitz dafür geschuftet haben, dass Deutschland Energie hat. Die Debatten der vergangenen Wochen haben gezeigt, dass manche die Sorge haben, dass Denkmalschutz Musealisierung bedeutet. Mit dem Vertrag beweisen wir das Gegenteil. Wir wollen keine Entwicklungsperspektiven einschränken, sondern neue eröffnen. Ich glaube, dass dieser Vertrag Vorbildcharakter für ganz Deutschland haben kann. Wir zeigen, wie man Denkmalschutz unbürokratisch, partnerschaftlich und transparent gestalten kann. Vielen Dank an alle, die das möglich gemacht haben!"
 
Adi Roesch, Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Kraftwerke AG / Lausitz Energie Bergbau AG: „Der Kohleausstieg darf die Lausitz nicht in ein Freilichtmuseum verwandeln. Auf Basis der besonderen netztechnischen Infrastruktur der Kraftwerksstandorte sehen wir auch nach Stilllegung starkes Potenzial zur Nachnutzung, Entwicklung und Neuansiedlung von Unternehmen.  Daher begrüßen wir, dass mit dem Vertrag sichergestellt wurde, dass Strukturwandel und Beschäftigungssicherung in der Lausitz nicht durch Denkmalschutz gefährdet werden darf.“
 
Harald Altekrüger, Landrat des Landkreises Spree-Neiße: „Die Energie- und Braunkohlenindustrie prägt die Lausitz seit Jahrzehnten. Mit dem Ausstieg aus der Braunkohleverstromung befindet sich die Region in einer Phase intensiver Veränderungen. Insbesondere die industriellen Bauten sind langfristig prägend für unsere Region, daher ist der Erhalt dieser besonderen Baukultur identitätsstiftend für die Lausitz. Der Vertrag zum Umgang mit Denkmalschutzfragen zu diesem kulturellen Erbe stellt für die LEAG als großes Energieunternehmen einen wichtigen Schritt mit Blick auf die Perspektive einer weiteren wirtschaftlichen Nutzung der bestehenden Industrieanlagen. Weiterhin werden die Belange der zahlreichen LEAG-Mitarbeitenden berücksichtigt und zugleich ist den Anforderungen des Denkmalschutzes vollumfänglich gerecht geworden.“
 
Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg: „Die Lausitz ist eine 150 Jahre alte Bergbauregion, die großartige bauliche und technische Anlagen besitzt. Die derzeit anlaufende Transformation mit dem Ende der Kohleförderung hat viele Chancen, unter anderem dieses reichhaltige bauliche Erbe mit neuen innovativen Nutzungen in die Zukunft zu nehmen. Dieser tiefgreifende Strukturwandel wird nur nachhaltig gelingen, wenn die Menschen anhand der Baukultur stolz auf ihre Herkunft sein können, denn: Zukunft braucht Herkunft – die Denkmalpflege macht hier ein Angebot.“
 
Zur Erforschung der bergbaubedingten Kulturlandschaft in der Lausitz hatte die damalige Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien von 2021 bis 2023 die Erfassung prägender Zeugnisse dieser Zeit finanziert. Im Zuge der Begutachtung stellte das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum (BLDAM) den Denkmalwert des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde und der Brikettfabrik Mitte im Industriepark Schwarze Pumpe fest. Am 17. März 2025 erfolgte der Eintrag des Kraftwerks und der Brikettfabrik in die Denkmalliste des Landes Brandenburg durch das BLDAM. Am 15. April 2025 wurde zudem ein Eimerkettenbagger im Braunkohlentagebau Welzow-Süd in die Landesdenkmalliste aufgenommen. Grundlage für die Aufnahme in die Denkmalliste ist das Brandenburgische Denkmalschutzgesetz.
 
Folgendes regelt der Vertrag für das Kraftwerk Jänschwalde/Janšojce, die Brikettfabrik Mitte in Schwarze Pumpe sowie einen Eimerkettenbagger im Braunkohlentagebau Welzow-Süd:

  • Sicherung der laufenden Nutzung,
  • Gewährleistung von Investitionssicherheit,
  • Gewährleistung von Rechtssicherheit beim Betrieb, dem Umbau, der Instandhaltung sowie der Transformation von Anlagen,
  • Entwicklung eines für alle Vertragspartner tragfähigen Umgangs mit den Denkmalen,
  • Verlässlichkeit der gegenseitigen Kommunikation und der jeweiligen Entscheidungen.
Kraftwerk Jänschwalde/Janšojce:
Das Braunkohlekraftwerk ist zwischen 1976 bis 1989 errichtet worden. Dominierende Bauwerke sind die Kraftwerksblöcke A bis F mit ihren Turbinen und Generatoren sowie den prägenden Kühltürmen. Diese Bauten sind unter Denkmalschutz gestellt, ebenso wie Maschinen- und Kesselhäuser, Bunkerschwerbauten, die alte Feuerwache, Betriebsgebäude sowie die baubezogene Gestaltung der Freiflächen und baubezogene Kunst.
 
Brikettfabrik Mitte (Schwarze Pumpe):
Die Fabrikanlage ist von 1956 bis 1964 zur Produktion von Braunkohlebriketts gebaut worden. Zentral im Industriepark Schwarze Pumpe gelegen, kennzeichnet das Ensemble die repräsentative Industriearchitektur der 1950-er und 1960-er Jahre – insbesondere durch mehrgeschossige Stahlskelettbauten mit charakteristischen, großflächigen Ziegel- und Glasfassaden. Die Produktionsgebäude, wie das Nassdienst-, Trockendienst- oder Pressenhausgebäude, sind durch Bandbrücken und Versorgungsleitungen miteinander verbunden. Unter Denkmalschutz gestellt sind unter anderem Verwaltungs- und Sozialgebäude, der Rohkohlebunker mit Eisenbahnbrücke, Bandanlagen mit Wiegehaus, Hammermühlen, Röhrentrockner, Durchlaufbunker, Sieb-, Förder- und Rinnenanlagen.
 
Eimerkettenbagger Es 3750 (Braunkohlentagebau Welzow-Süd):
Der Eimerkettenbagger ist ein Tagebaugroßgerät, das 1990 im VEB Schwermaschinenbau „Georgi Dimitroff“ Magdeburg-Buckau speziell für den Förderbrückenverband konstruiert und montiert wurde. Der Eimerkettenbagger war Teil des Förderbrückenverbands im Tagebau Klettwitz-Nord, der im März 1991 in den Probebetrieb ging. Sie löste den Bagger-Zug-Betrieb weitgehend ab und ermöglichte erst den wirtschaftlichen Abbau des Abraums. Als Teil des zuletzt gebauten, modernsten Förderbrückenverbands ist der Eimerkettenbagger Es 3750 wirtschaftsgeschichtlich bedeutend. Nach nur 13 Monaten ging der Förderbrückenverband allerdings außer Betrieb. Aufgrund der veränderten wirtschaftspolitischen Lage nach 1990 hatte der Braunkohlenausschuss des Landes Brandenburg die Stilllegung des Tagebaus beschlossen. Während die Abraumförderbrücke F 60 an ihren heutigen Standort in Lichterfeld-Schacksdorf verbracht wurde, wurde der Eimerkettenbagger zum Tagebau Welzow-Süd gebracht und ist dort noch heute im Einsatz. Als letzter gebauter Eimerkettenbagger dieses Typs markiert der Es 3750, Gerätenummer 1308, zusammen mit der Abraumförderbrücke F60, Gerätenummer 36, in Lichterfeld (Landkreis Elbe-Elster/Wokrejs Łobjo-Halšter) eine abgeschlossene technologische Entwicklung und ist daher von hoher technischer und wissenschaftlicher Bedeutung.

Pressestelle Landkreis Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa

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